Noch immer wie am ersten Tag… und das seit 170 Jahren

Seit genau 170 Jahren wacht unsere Bavaria als weibliche Symbolgestalt und Schutzpatronin Bayerns über die Theresienwiese in München. Der große Kunstförderer König Ludwig I. wollte eine Symbolfigur schaffen, die für Stärke, Offenheit und für ganz Bayern stehen sollte und gab sie im Zuge des Baus der Ruhmeshalle 1834 in Auftrag. Auch der Bauplatz hatte für den König eine große persönliche Bedeutung: 1810 hatte er dort seine Frau Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen geheiratet und die Wiese wurde nach ihr benannt. Das damalige Pferderennen gilt als Vorläufer des heutigen Oktoberfests.

Griechische Amazone oder “germanisierte” Patronin

Der Hofarchitekt Leo von Klenze fertigte die ersten Skizzen an und der Bildhauer Ludwig Schwanthaler erweckte sie durch eine technische Meisterleistung zum Leben. Allerdings hielt er sich nicht an die Vorgaben Klenzes, der sie ursprünglich als griechische Amazone konzipierte, um eine gestalterische Einheit mit der Ruhmeshalle zu bilden. Schwanthaler „germanisierte“ seinen Entwurf und so kam die Bavaria zu ihrem Bärenfell und dem Eichenkranz statt wie vorgesehen einem Lorbeerkranz, auch der Löwe wanderte von Gipsmodell zu Gipsmodell vom Sockel hinauf auf seinen jetzigen Platz direkt neben der Bavaria.

Sieben Jahre Arbeit

Ferdinand von Miller übernahm schließlich den Bronzeguss ab 1843 und so konnte am 9. Oktober 1850 nach sieben Jahren Arbeit die feierliche Enthüllung stattfinden: 18,52 Meter hoch und stolze 87 Tonnen schwer ist die Bavaria und wurde in vier Teilen (untere Hälfte mit Löwen, Hüfte, Brust und der Kopf aus türkischen Kanonen aus der Schlacht bei Navarino) gegossen. König Ludwig I. förderte schon früh den Bronzeguss, da Bronze (92% Kupfer, 5% Zink, 2% Zinn, 1% Blei) als ehrwürdiges und dauerhaftes Material galt und der König die Werke seiner Nachwelt lange erhalten wollte. Dazu wurde die königliche Erzgießerei an der Nymphenburger Straße gebaut, aus der auch der Obelisk am Karolinenplatz entstammt.

Das Geld wird knapp

Allerdings musste Ludwig I. unter Druck zugunsten seines Sohnes Maximilian abdanken und fortan die Bavaria aus eigener Tasche finanzieren. Und doch konnte das Projekt fertig gestellt werden und am 9. Oktober 1850 feierlich enthüllt werden. Die Kosten: 236.346 Gulden!

Eigentlich immer was los

So richtig Ruhe hat unsere Bavaria selten (außer jetzt zu Corona…): Frühlingsfest, Riesenflohmarkt, Winter-Tollwood, Landwirtschaftsfest und natürlich das Oktoberfest, unsere Wiesn! So manche machen ganz unbedacht die Bavaria als Treffpunkt aus und wundern sich dann, warum man unter den hunderten von Dirndl- und Lederhosenträgern seine Verabredung nicht trifft… Wer möchte, kann die Bavaria (April bis Mitte Oktober, während Corona geschlossen) auch von innen besichtigen und aus ihrem Kopf heraus das Treiben auf der Theresienwiese und den herrlichen Ausblick beobachten und genießen. Wer braucht da schon eine Freiheitsstatue…