Schön wär´s… der Maibaum

Leider wird es dieses Jahr nichts mit dem traditionellen Aufstellen des Maibaums in vielen Dörfern in Bayern, Corona hat leider was gegen ein schönes Fest. Je nach Ort wird alle zwei bis fünf Jahre ein neuer Baum geschlagen, geschält, bemalt und eben am 1. Mai aufgestellt. Manche Bäume werden jedoch schon im gleichen Jahr wieder gefällt und im nächsten Mai wiederholt sich das Ganze. 

Normalerweise beginnt es ab dem 1. April in vielen bayrischen Dörfern: Lagerhallen werden freigeräumt, Farbe gekauft, die Wachen eingeteilt, die Nachbargemeinde ausspioniert und die ersten Partys vorbereitet. Die heiße Maibaum-Phase hat begonnen und ab sofort ist der Baum nicht mehr allein und wird des Öfteren von Partys und leicht angetrunkenen Wachen beaufsichtigt. So mancher Zeitplan bis zum 1. Mai liest sich wie ein vierwöchiges Volksfest. Und so sind es dann nur noch wenige Tage bis zum lang ersehnten 1. Mai, an dem der weiß-blau oder auch nicht bemalte Baum aufgestellt wird.

Geschichte des Maibaums

Die Ursprünge des Maibaums-Aufstellen sind noch immer nicht geklärt, angeblich geht es zurück auf germanische Riten, die mit der Verehrung von Waldgottheiten in Verbindung gebracht werden. Eine erste Erwähnung eines Maibaums gab es 1224 in Aachen, in München wurde 1531 eine Rechnung für einen Maibaum ausgestellt. Mit dem Aufkommen des Christentums musste sogar lange auf das Aufstellen verzichtet werden ehe 1827 König Ludwig I. den Maibaum in einer „sittenpolizeilichen Verordnung“ wieder offiziell genehmigte. Allerdings hatten die nicht immer obrigkeitstreuen Bayern schon weit vorher das Verbot nicht überall ernst genommen.

Burschen- und Maibaumvereine

Diese wunderbare bayrische Tradition wird vor allem von den Heimat- und Burschenvereinen der Städte und Dörfer aufrechterhalten und mit Stolz und in Tracht begangen. Sobald der Baum geschlagen ist, wird er sicher verwahrt, geschält, getrocknet, bemalt und die Zunftschilder werden für den großen Tag vorbereitet.

Zudem müssen auch den ganzen April über Pläne geschmiedet, andere Anwesen ausgekundschaftet und Fluchtfahrzeuge organisiert werden, um den Nachbarort mit dem Diebstahl des Maibaums in der Ehre zu treffen. Sollte jedoch eine Wache oder ein Dorfbewohner im Ortsgebiet seine Hand an den Baum legen und „Der Baum bleibt da!“ rufen, so ist der Maibaumdiebstahl gescheitert. Gelingt der Diebstahl, so muss die Ehre des Ortes wieder mit einigen (hundert) Maß Bier und einer zünftigen Brotzeit wieder hergestellt werden. Dazu müssen die Bestohlenen bei den Dieben vorstellig werden und die Verhandlungen starten. Ist die Ablöse bezahlt, so wird der Baum meist mit Musik von den Dieben zurück gebracht. Scheitern sollten die Verhandlungen nicht, denn sonst wird der Baum von den Dieben im eigenen Ort als „Schandbaum“ für die Bestohlenen aufgestellt und später zersägt und versteigert.

Und dann ist es soweit

Ist alles im April überstanden, so kann der große Tag kommen: am 1. Mai wird der Maibaum mit Blaskapelle, Böllerschützen und dem ganzen Heimatverein in den Ort gebracht und meist mit Hilfe sogenannter „Schwaiberl“ (Stangenpaare) mit Muskelkraft bis 12 Uhr aufgestellt. Bei größeren Exemplaren (der bisher größte war 57 Meter hoch, wog 17,6 Tonnen, war 134 Jahre alt und stand in Finsing-Eicherloh) wird jedoch mit einem Kran ausgeholfen. Sobald der Baum dann steht, geht es mit einem strammen Programm weiter: Segnung durch den Pfarrer, Ansprache des Bürgermeisters und des Vorstandes, ein Schuhplattler und ein schön anzuschauender Band´l-Tanz. Ist das alles überstanden, dann klingt der Tag mit einer schönen Brotzeit und der ein oder anderen Maß Bier aus… Schön!

Und wer nicht genug davon bekommen kann: meist wird der Baum alle vier oder fünf Jahre erneuert oder man macht am nächsten 1. Mai einfach die Tour in die Nachbarorte.